Sexualtherapie

Sexualtherapie

Sexualität

Begehren und körperliche Intimität


Es scheint auf den ersten Blick ein Widerspruch zu sein. Einerseits hat sich für viele Menschen das Wissen um unsere Sexualität zunehmend erweitert. Die Medien sind voll von Details und schon in den Grundschulen wird in mehreren Jahrgängen "aufgeklärt". Andererseits bleibt das Gespräch über sexuelle Themen in der intimen Paarbeziehung, wenn diese zumindest für einen von beiden nicht zufriedenstellend läuft, ausgesprochen schwierig und schambehaftet.
Das könnte damit zusammenhängen, dass wir besonders verletzbar sind, wenn wir uns im wahrsten Sinne des Wortes nackt zeigen. Wir möchten uns möglicherweise schützen, in dem wir über unsere Unsicherheit und Verletzbarkeit nicht sprechen und gleichzeitig verhindern wir dadurch Klärung und intime Nähe. Unser Partner / Partnerin kann eines nicht: Gedanken lesen und wissen, was ich mir wünsche, wenn ich es im Verborgenen halte.

Jeder Mensch macht eine körperliche Entwicklung durch und die gute Nachricht ist, je älter wir werden oder besser gesagt, je vertrauter wir mit unserem eigenen Körper werden, desto eher wissen wir, was wir mögen und was wir unangenehm finden. Unsere Körper sind in gewisser Weise Unikate, die unterschiedliche Dinge mögen. Hier gäbe es zum Beispiel schon eine Reihe von therapeutische Übungen, die uns helfen, den eigenen Körper besser kennenzulernen und erst einmal zu spüren, was uns gefällt....oder auch nicht.

Es gibt unterschiedliche Luststörungen, die manchmal auch mit unserer eigene Geschichte etwas zu tun haben und gar nicht so sehr mit unserem Paarbeziehung. Es ist nicht selten vielschichtig zu ergründen, was unsere Lust hemmt. Ist es die Art und Weise, wie wir miteinander körperlich in Kontakt sind? Oder ist es eine eher grundsätzliche Angst vor der Hingabe? Mich einem Menschen nackt zu zeigen, mit meinen Wünschen, Sehnsüchten und meinen Schamgefühlen, braucht Vertrauen, was mir möglicherweise schon länger fehlt.
Unsere Lust kann natürlich auch durch zu viel Stress oder eine Erkrankung vorübergehend beeinträchtigt werden.

Grundsätzlich braucht es einen sehr geschützten und gleichzeitig offenen Rahmen, um über unsere sexuellen Wünsche und Sehnsüchte und auch Ängste sprechen zu können.
Unsere inneren Bilder und Vorstellungen können unsere Freude an einer körperlichen Begegnung trüben. Dem anderen vielleicht nicht genug zu sein, sich abgewiesen zu fühlen oder den vermuteten  Erwartungen vielleicht nicht gerecht werden zu können oder zu wollen. Dies alles sind sehr belastendes Gefühle in einer Beziehung, wo ein klärendes Gespräch manchmal große Erleichterung verschaffen kann.

Wenn wir davon ausgehen, dass Liebesbeziehungen auch Bindungsbeziehungen sind, dann brauchen wir Sicherheit, um uns in unserer Sexualität zu entwickeln und Neues zu erkunden. Wenn ich neugierig und Verbunden bleibe, besteht zwischen einer Langzeitbeziehung und Erotik kein Konflikt.
In wissenschaftlichen Untersuchungen berichten sicher gebundene Liebespartner über einen hohen Grad an Zufriedenheit mit Ihrem Sexualleben. Negativ hingegen wird das Erleben der Sexualität, in einer Paarbeziehung durch Ungebundenheit beeinflusst. Insbesondere Menschen mit einem vermeidenden Bindungsstil erleben ihre Sexualität wenig sinnlich, da eine Konzentration auf Leistungsfähigkeit und Körpersensation vorliegt (Johnson &Zccarini 2010)
Es scheint kein Zufall zu sein, dass durch sinnliche Berührungen beim Sex Oxytocin freigesetzt wird. Es entspringt dem Hypothalamus und flutet unser Gehirn mit diesem Bindungshormon. Es wirkt lustfördernd und lässt uns eine tiefe Verbundenheit beim und nach dem Sex mit unserem Beziehungsmenschen empfinden.

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